Kolumne: Haben Psychologen selbst einen „Schaden“?
Es ist eine Behauptung die sich hartnäckiger hält als der Glauben an den Osterhasen, der die Geschenke bringt, oder der ehemalige Glaube, dass die Erde eine Scheibe sei (manche Menschen glauben ziemlich sicher noch immer daran). Und eines der wenigen Vorurteile, das eigentlich kaum zur Sprache gebracht wird, wenn es um Diskriminierung geht: Psychologen haben selbst einen Schaden. Mit Schaden ist wahrscheinlich eine psychische Krankheit gemeint und alleine die Bezeichnung „Schaden“ sagt schon sehr viel über den Benutzer dieses Wortes aus. Abwertender geht es eigentlich gar nicht mehr. Und unreflektierter auch nicht (damit meine ich wie immer nicht die Sonnenstrahlen – nein).
Man munkelt, dass Menschen nur Psychologie studieren, um sich selbst zu heilen. Weil sie einen Schaden haben. Da mir das Thema schon lange ein Anliegen ist und ich die Tage einen wirren Kommentar unter ein komplett nicht mit Psychologie zusammenhängendes Thema bekommen habe, finde ich, dass heute der richtige Zeitpunkt ist, um mich der verstrickten Thematik zu nähern. Vorweg muss ich anmerken, dass ich Studium bedingt (nanonanet) mit zu tun hatte.
Gerüchte über Psychologen die normal sind
Bis auf wenige Ausnahmen (die es immer und überall gibt, in jedem Berufszweig) habe ich meine KollegInnen als extrem soziale, hilfsbereite und emphatische Persönlichkeitstypen kennengelernt. Es gab nie Ellbogentechnik und der Umgang miteinander war so gut wie immer wie „in Watte gepackt“. Man war behutsam und vorsichtig und hat sein Verhalten reflektiert.
Von den „Verrückten, die sich selbst heilen wollen“, war eigentlich weit und breit keine Spur. Aber vielleicht hab ich es einfach nicht bemerkt, da ich ja selbst eine „von ihnen“ bin. Who knows. Maybe me and myself.
Zurück zum Ausgangspunkt. Ich erwähne Folgendes nur um zu zeigen, womit man ab und an konfrontiert wird, weil jemand NICHT den Weg eingeschlagen hat, um sich auf Selbstheilungstrip á la Psychologiestudium einzulassen (Ironiemodus off). Um aufzuklären, worum es ging: Es ging um ein Bild, anhand dessen jemand meinen Gesichtsausdruck deuten wollte und was dies wohl psychologisch bedeute. 1. Was für 1 Life hast du Bro, dass dir sowas vong Gesichtsausdruck her auffällt (ich wollte schon immer Mal einen Satz im Jugendslang formulieren). 2. WTF? 3. Ernsthaft? 4. Such dir ein Leben?! 5. Hast du keine Freunde? 6. Die Antwort ist nein.
Muss ein Psychologe verrückt sein?
Schon länger begleiten mich folgende Fragen:
Wenn Leute die Psychologie studieren, oder Psychologen, generell einen Schaden haben, was ist dann mit folgenden Fällen:
Menschen, die in jeder Mimik und Gestik und in jeder körperlichen Regung ein Zeichen sehen.
Leute, die alles tiefenpsychologisch analysieren, nur weil sie ein Mal ein Buch darüber gelesen haben. Oder jene, die sich selbst behandeln können, weil sie dazu ermächtigt wurden und von Natur aus PsychologInnen sind. Die brauchen erst gar nicht zu studieren – ein mega Vorteil.
Jene die trotz des Wissens von unzähligen Semestern Studium dennoch an deinem Verhalten ablesen können, warum du was tust und was du vorhast. Die dir ohne diagnostisches Werkzeug ein Persönlichkeitsprofil erstellen können.
Leute, die banale Dinge im Alltag psychologisch nicht wissend hinterfragen und anderen etwas unterstellen.
Natürlich habe ich mit vielen Leuten aus der Psychologie zu tun, mir ist aber noch niemand untergekommen, der durch’s Leben rennt und alles und jeden analysiert. Und selbst in nichtssagenden Dingen ein Zeichen sieht. Auch wenn man 50 Bücher über Körpersprache gelesen hat, ist man noch kein Psychologe und auch keine In. Wenn man nämlich so viele Bücher zu diesem Thema liest, wird man merken, dass jedes etwas anderes sagt.
Und wenn man Menschen wirklich emphatisch und nicht durch den Psychopathie-Filter beobachtet, wird man merken, dass viele „eindeutige Zeichen“ von Mensch zu Mensch variieren. Ein typisches und gutes Beispiel sind die „verschränkten Hände vor dem Körper“. Ich kenne zig Menschen (mich eingenommen), die so zu sitzen beginnen, wenn sie einfach müde sind. Nicht mehr und nicht weniger. Kein Desinteresse oder keine Ablehnung also. Aber Hugo Brunswik weiß das bestimmt besser. (Anmerkung: Diese Person existiert nicht und ist Synonym für alle „Hobbygeschädigten“).
Psychologen vs. Psychopathen
Umso bedenklicher finde ich es, dass man jene Persönlichkeitsdefizite, wie das permanente Analysieren anderer, Psychologen unterstellt. Während jene mit wirklichem „Schaden“, die diesen oft auch nicht erkennen, die wirklich creepy Persönlichkeiten sind. Wenn man sich und sein Verhalten wirklich und ehrlich reflektiert, würde man nicht auf die Idee kommen, andere durchschauen zu können. Womit ich wiederum nicht sagen möchte, dass man nicht doch mittels beispielsweise NLP und sonstiger Techniken Verhalten beeinflussen kann, etc. Und auch nicht, dass wir frei von jeglichen Zeichen sind, die wir aussenden und die allgemein gültig sein können. (und hier denke ich noch nicht Mal an kulturelle Unterschiede.)
Jedoch als Horsti Bim Bim herzugehen und einer fremden Person etwas zu unterstellen, ist vielleicht wirklich ein wenig unter der Grenze zu grenzdebil.
Es sagt im Endeffekt nichts über die andere Person, sondern nur viel über einen Selbst: Nämlich dass man eher nicht Psychologie studieren sollte, um sich „selbst zu heilen“, sondern dass man auf dem schnellsten Weg professionelle Hilfe suchen sollte!
In diesem Sinne: Mir fällt nicht mehr dazu ein!
Kopfschüttelnde Grüße,
Eure Nicole
P.S.: Wenn man mich „lesen“ möchte, kann man dies gern anhand von Blogeinträgen machen. Wer sich dafür interessiert, welche Voraussetzungen ein Psychologe wirklich erfüllen muss, kann das hier tun.
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