Kannst du nur für ein paar Minuten bitte die Luft anhalten?
Zwei Personen – ein Gespräch – aber nur ein Teilnehmer: Euer Gegenüber. Ihr habt nur einen Wunsch und fragt euch: Kann das Gegenüber nicht einfach nur einen Moment lang die Luft anhalten? Ich muss gleich vorweg nehmen: Dieser Titel ist nur halb so bildlich gemeint, wie er klingt! Doch er hat schon so viel Gemeines im Meinen, wie zwischen den Zeilen steht. Lest einfach weiter und verurteilt mich nicht für meine Ader zum Bösen, ich kann auch nichts dafür, Teile meiner Umwelt machen mich dazu. Wie beispielsweise Exemplare, wegen derer (oder wegen denen?) ich diesen Text verfasse (Bitte bessere mich aus liebe Weltverbesserin der Grammatik und Rechtschreibung).
Eduard-Gustav ist eigentlich ein netter Herr. Er ist gestriegelt und geschmiert, wirkt wie aus dem Ei gepellt (och, welch schöne Formulierung ich doch immer finde). In Diskussionen kann er sich gut ausdrücken und weiß sich auch in Szene zu setzen, durchzusetzen. Wenn man es nicht darauf ankommen lässt, wirkt er auch sozial kompetent und verträglich. Man möchte sogar meinen, man könnte sich mit ihm gut unterhalten. Bei Männern kann er noch gut zuhören, sobald aber eine Frau spricht, tut er sich schwer. Man könnte meinen, er hätte ein Problem mit Frauen. Wenn das sein einziges wäre, wäre es ja gut. Aber darum geht es in dem Text nicht.
Hierbei möchte ich noch kurz erläutern, was für mich eine gute bzw. soziale Unterhaltung ist (Wir gehen von einem Gespräch zwischen 2 Personen aus):
Man…
– lässt einander ausreden.
– geht auf das Gesagte des Gegenübers ein.
– stellt Fragen.
– antwortet auf Fragen.
– hört zu.
– Die Gesprächszeit verteilt sich fair.
– bemerkt, wenn es dem anderen zu viel wird.
– kann auch mal die Luft anhalten.
Um nur die wesentlichsten Punkte zu nennen.
Diese Regeln gelten jedoch nur für normale Menschen. Nicht jedoch für Eduard-Gustav. Nein, der schwafelt einfach immer. (Wie gesagt, nur bei Frauen, denn bei Männern traut er sich das nicht). Da redet er einfach ohne Punkt und Komma. In seiner Großartigkeit, über seine Großartigkeit, mit seiner Großartigkeit. Wenn man dann kurz Mal einen Moment glaubt, er hat endlich die Luft angehalten und die ersten drei Worte des Satzes aussprechen möchte, unterbricht er einen. Denn sein Satz ist bestimmt besser als der eigene. Reden darf Frau nur, wenn Mann in der Nachdenkpause ist und ohnehin nicht zuhört. Luft anhalten kennt er nicht. Will er auch nicht.
Die Themen ergeben sich aus dem Zwi-Gespräch zwischen Eduard und Gustav. (Für alle, die eine kurze Leitung haben: Ich meine damit, dass er eigentlich nur mit sich selbst spricht). Wenn ihm ein Thema nicht passt, dann wird es einfach zu einem gelenkt, dass ihm passt. Meistens ist das Thema ohnehin er, weil er das Universum ist. Oder der Mittelpunkt. Oder ich weiß es nicht. Während ihr schon Ohrensausen und das Menü für die nächsten drei Wochen in eurem Kopf durchgeht, redet er einfach weiter. Gähnen deutet er als zustimmendes nicken. Ein Kopfschütteln und Augenrollen als Applaus.
Doch woran könnte es liegen, dass Eduard-Gustav einfach redet und redet und redet und redet und niemals die Luft anhalten kann…. ohne dass er umfallt? (Was natürlich sehr schade wäre und sich in dem Moment auch niemand wünschen würde. Die Situation ist doch eh wunderbar)
Mögliche Gründe:
Er (ist)…..
– ist ein taubes Baby und kann deshalb nicht angemessen reagieren (wenn Babies lange Zeit nicht sprechen, wird überprüft, ob sie nicht etwas taub sind). Vielleicht gibt es hier irgendwie Parallelen zu 30-jährigen Männern. Wer weiß.
– sieht sehr schlecht und glaubt, der fahle, gelangweilte Gesichtsausdruck ist eigentlich ein interessierter.
– sieht doppelt und dreifach. Somit glaubt er, er würde auf einer Bühne stehen und zu seinem Volk sprechen (das Volk seid in dem Fall ihr).
– ein verkanntes Genie und glaubt, ihr seid sein Entdecker.
– glaubt, ihr seid von einem fremden Stern und will euch all sein Wissen mitgeben, damit ihr es auf eurem Planeten verbreiten könnt.
– Wanderprediger und wird sich erst später dazu bekennen.
– eigentlich aus einer geschlossenen Anstalt geflohen und will sich so gut es geht normal stellen.
– einfach wirklich großartig und ihr seid einfach nur viel zu dumm um das zu checken.
– Ihr seid einfach wirklich nutzlos und langweilig, sodass ihr kein Recht auf reden habt.
– hat das Lied „Egoist“ von Falco wortwörtlich genommen und vollends in sein Leben integriert.
Sucht euch einen Grund aus. Wer mehr über diese Spezies lesen will, geht hier lang:
Wo darf ich dir den roten Teppich ausrollen, mein Gebieter?
Oder hier:
Wie kann ich mich wichtiger machen, als ich bin?
Oder über Menschen, die sich nicht entschuldigen können:
Pfui, ganz pfui! Wäh!
Oder über Mr. Wichtig aus dem Bus:
Warum muss mich das interessieren?
Stumme Grüße,
Eure Nicole
Text und Idee: Nicole Inez
Du brauchst schlauen Content für Blog oder Social Media? Bist du auf der Suche nach jemandem, der für dich Themen recherchiert? Dann schau dich gerne auf meinem Angebot um.
Für mehr Stories, Eindrücke & Nicole Inez, folge mir gerne auch auf:
twitter: https://twitter.com/nicoleinez
Facebook: https://www.facebook.com/nicoleinez/
Instagram: https://www.instagram.com/foxinez/
Ich bin hochgradig besorgt, dass wir uns offenbar schon einmal persönlich begegnet sind.
Aber ja. Gerade das Nicht-Aussprechen lassen ist eine ganz furchtbare Unart. Wenn jemand nicht zuhört, geht das ja noch. Dann kann man wenigstens hemmungslos drauf los quatschen. Aber dabei unterbrochen werden? Sauerei.
Meine Oma hat immer gesagt: „Selbsterkenntnis ist der beste Weg zur Besserung“ 😉
Aber wenn ich schon jemanden vor mir habe, der so tickt, wie von mir beschrieben, dann nutze ich die Gunst der Stunde und stelle eine Frage:
Wie kann man nur bzw. woher kommt diese Unart? 😉
Hemmungsloses Quatschen? In meinem Fall die Herkunft aus einem größeren Haushalt, der es nötig macht, laut und immer wieder auf sich aufmerksam zu machen, um zu bekommen was man will. Verkorkste Kindheit erklärt alles. Sozialkompetenz erwirbt man dabei nicht.
Verkorkste Kindheit erklärt alles bis zum jetzigen Zeitpunkt. Alles danach liegt in seiner erwachsenen Eigenverantwortung.
Diese Spezies kenne ich auch nur zu gut;) Genauso schlimm finde ich aber die, denen man alles aus der Nase ziehen muss. „Wie geht`s dir?“ – „Gut.“ „Wie war der Geb am WE?“ – „Ganz ok.“ Wie läuft`s auf der Arbeit?“ – „Ganz ok“ „Was gibt`s sonst so Neues?“ – „Ach, eigentlich nichts.“
Oder die Spezies, bei denen alles immer SUUUUUPER läuft. Die nie eine Abfuhr kriegen, betrunken eine Parkbank mit Erbrochenem schmücken und bei denen sowieso immer alles glatt läuft.
Persönlich bin ich ja für ein gesundes Mittelmaß. Selbst rede ich auch gerne und viel, aber man muss sich auch mal zurücknehmen können: Zuhören, einen Ratschlag geben und für den anderen da sein.
Ja, das stimmt! Davon gibt es auch viele Leute…. Ist wirklich nicht weniger anstrengend, als die Schwafler…. 😉
Wäh Oh Gott, das ist auch ganz schlimm. Leuten, denen es immer „super“ geht…. und deren Partner man dann auf tinder sieht… Oder Leute, die nie was lernen für Prüfungen und dann einen Einser nach dem anderen schreiben 😉
Ich bin da ähnlich wie du! Gott sei Dank! 😀
… ist das Erbrochene auf der Parkbank zwingend als Lebenserfahrung *neugierigkuck*
Da ich die perfekte Zuhörerin bin verabschiede ich mich meist schnell… 😆
ich erkenne diese Leute auf 100 Meter, weil ich immer so höflich bin und ich das deshalb echt belastend finde, ich will jetzt daran arbeiten die anderen zu unterbrechen oder so… in Gruppen ist das sehr ätzend wenn so jemand dabei ist und das ist meistens zu, ich habe keine Geduld mehr dafür.. grrrr
Ich kann dich echt sehr gut verstehen…. Finde es aber fast anstrengender, mit so einer Person allein zu sein… In der Gruppe gibt es mehr Möglichkeiten, wie mir scheint…
stimmt da haste auch wieder recht 🙂