Tinder: Mein Erfahrungsbericht über seltsame Menschen und Dates
Wer schon Mal Single (oder single) war (das kommt sinngemäß auf das Gleiche und ist Beides rechtschreibtechnisch korrekt) und sich auf das Angebot der Singleplattformen verlassen wollte, wird mir diesen Text von den Lippen lesen, als wären es die Worte des Erlösers. Warum? Weil sie einfach stimmen und wahr sind. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass ich immer Recht habe, mit dem was ich sage. Wer das noch nicht nötig hatte, der wird mir einfach glauben müssen, oder sich bei einem Single rückversichern müssen, der bereits in die Abgründe des Internets getaucht ist. Tinder zum Beispiel.
Obwohl ich schon Vieles erlebt habe und immer glaube, jetzt endlich jeden Typ Mann kennengelernt zu haben, bleibt mir doch bei keiner Registrierung eine neue Erkenntnis erspart: Man lernt nie aus! Aufgrund der Vielzahl an Unterschieden im Angebot (bei dem keine Nachfrage besteht – zumindest nicht meinerseits), werde ich mich auf ein bis fünf konkrete(s) Beispiel(e) beschränken. Oder auch mehr, ich bin verwirrt und kann mich in fünf Minuten bestimmt nicht mehr erinnern, was ich euch im zweiten Absatz versprochen habe. Es tut mir Leid. Nicht.
Wer kennt die App Tinder? Und wer kennt die Zewa-Werbung, deren Slogan „Wisch und weg“ war/ist? Ich finde, Tinder und Zewa haben etwa den gleichen Effekt: Nämlich „wisch und weg“. Nur dass man mit Zewa in alle Richtungen wischen kann: Im Kreis, diagonal, rückwärts (nein, ich zähle jetzt bestimmt nicht alle Wischtechniken auf, du bist alt genug, Peter).
Nun aber zu mir und meinen Exkurs mit/zu/auf Tinder:
Ich wische einmal nach rechts und bekomme wenig später die Bestätigung, dass ich ebenfalls nach rechts gewischt worden bin. Das merkt man, dass auf einmal das Wort „Match“ steht und man sein Gesicht neben dem Gesicht eines Fremden sieht. Rein virtuell natürlich. Alles andere wäre unheimlich (oder interessant, je nach Vorlieben)
Sehr romantisch, wie ich finde. Wer wird nicht gerne in irgendeine Richtung gewischt? Wer nicht weißt, wovon ich rede: Es ist Tinder, Baby!
Dort wischt man sich entweder nach links (was so viel bedeutet wie: Oida, bist du schirch) oder nach rechts (was so viel bedeutet wie: Oida, zu dir oder zu mir) Neuerdings kann man sich auch nach oben wischen (lassen), was so viel wie ein sofortiges Heiratsangebot darstellt (hier erübrigt sich die Frage nach dem „zu wem“. Das unheimlichste, was man meiner Meinung nach tun kann: Eine Person in den Himmel heben, die man aufgrund von maximal fünf Bildern kennt (oh bitte, bessere mich aus, Heinz-Werner, wenn man mehr als fünf hochladen darf).
Soweit, so gut. Ich schweife ab. Eine meiner Stärken. Das habe ich bereits mindestens schon 4 Mal erwähnt – eine weitere Stärke von mir. Bevor ich nun aber eine Auflistung meiner Persönlichkeitseigenschaften anfertige, komme ich zum eigentlichen Thema:
Das Angebot ohne (meiner) Nachfrage:
Horst1: Auf jeden Fall habe ich einen Mann namens Horst1 nach rechts gewischt. Er hatte zwei nette Fotos und die anderen waren so undeutlich, dass man sie nicht als nicht ansprechend beurteilen hätte können. Horst1 ist also sehr clever in der Selbstvermarktung. Gekonnt setzt er Sonnenbrillen, Bärte und Decken ein, um nicht gesehen zu werden, wie er wirklich ist. Nämlich 150 groß, eher dick als bummelig und sehr schmaläugig (nein, das Wort gab es bis jetzt gerade noch nicht.
Aber es würde doch irritierend klingen, wenn ich sagen würde: Er hatte einfach keine Augen). Außerdem hat er rote Haare, die sich mit einer Glatze vermischen, wenn man die Kappe weg denkt. Horst1 hat mich also auf den Leim geführt und ich bin nicht erfreut.
Horst2 war da schon etwas geschickter: Er zeigte sich auf jedem Bild gleich wie er ist. Durchschnittlich attraktiv, aber eine gute Ausstrahlung. Leider gab der Herr mit der guten Ausstrahlung auch etwas von sich. Er konnte es sich nicht nehmen lassen, in der Stunde unseres regen Austausches, Witze auf meine Kosten zu machen und sich dabei witzig zu fühlen. Mua ha ha. Ha! Über meine Fragen, über mein Studium, über meine Antworten und naja: Im Endeffekt über sich selbst. Zum Glück kann man alle jederzeit löschen.
Horst3 ist sehr von sich selbst überzeugt und schreibt wie ein Mähdrescher auf dem Feld zur Erntezeit: Pausenlos! Bild für Bild und Leistung für Leistung trudelt auf meinem Handy ein. Ich kenne ihn zwar nicht, aber ich mag ihn nicht. Und vor allem: Was soll ich mit all diesen Infos machen? Sie mir ausdrucken und an die Wand hängen? Ausdrucken und essen? Gar nicht essen? Nicht ausdrucken? Der Einzige, der hier überzeugt ist, ist Horst3.
Horst4 hat scheinbar schon sein Leben lang auf die Chance gewartet, dass endlich eine Frau mit ihm schreibt. Ich habe virtuell einen Tag mit ihm verbracht und egal, wann und wie ich die Konversation beendet habe, er hat sie einfach wieder aufgenommen. Mit „Und, bist du schon fertig?“.. „Und, wie war das Laufen gehen…?“ Usw….. Und… Und so fort.. Wenn auf jede neue Konversation die Frage: „Wollen wir uns heute nicht doch noch treffen, folgt“, ist es an der Zeit zu laufen. So schnell man kann. Und egal wo hin. Hauptsache weg. Bloß nicht in die Arme fremder Verzweiflung.
Horst5 ist der Meinung, dass die Welt nur aus Vorurteilen besteht, leider weiß er das selbst noch nicht. „Alle Frauen essen gerne Salat, das gibt es nicht, dass du keinen magst.“ „Frauen stehen darauf, wenn Männer böse schauen.“ „Frauen stehen auf Muckis, deshalb gehe ich ins Fitti (Anm.: Ein proletarischer Ausdruck für Fitnesscenter). Du stehst auch drauf, gib es doch zu.“ Darauf angesprochen, dass ich nicht mehr mit ihm schreiben möchte, meinte er, ich sei verrückt und es liege sicher nur daran, dass er mir nicht gefalle. Ja! Ähm! Ja!
Es gibt aber auch Männer, deren Klarheit überwältigend ist, wie das Meer zu Vollmond. (Ich hoffe, ihr wisst über die Gezeiten Bescheid und versteht die Metapher – hier hoffe ich, dass es 1. stimmt und es 2. eine Metapher ist). Wie z.B. Die klare Nachricht, was Horst6 gerne alles mit mir machen würde. Da ich leider noch kein Nacktfoto bekommen habe, kann ich nicht entscheiden, ob ich mich spontan mit einem Fremden auf heißen Sex treffen möchte. Schade! Leider bin ich sehr streng und muss Horst6 dem Team melden. Vielleicht möchte das ja mit ihm verkehren.
Meine Zusammenfassung:
Ich möchte jetzt nicht den Eindruck erwecken, dass das Internet-Dating schlecht wäre (es ist noch viel schlimmer), aber ich möchte meine Erfahrungen auf jeden Fall teilen, da sie sehr – nennen wir sie Mal „speziell“ sind. Außerdem habe ich niemanden zum Reden uns sitze den ganzen Tag in meinem Baumhaus und beobachte die Kühe beim Weiden. Deshalb gibt es meinen Blog.
Zurück zum Online- und Tinder-Dating: Man lernt, dass man nicht alles haben kann, aber auch nicht alles haben muss. Ein Artikel, den ich letztens gelesen habe, besagt außerdem, dass man sich bei der Partnersuche auf 5 Eigenschaften beschränken soll, die ein Partner unbedingt haben muss und 5, die auf keinen Fall gehen. (wohin?)
Meine Katzen werden mittlerweile sehr unrund, da ich sie mit Kleidern, Schmuck und Schminke und dem Namen „Horstili“ ziere und jeden dritten Abend mit ihnen in eine Bar gehe, um mich selbst kennen zu lernen. Einen weiteren Hund kann ich mir neben meinen 5 Kindern nicht leisten, weshalb ich weiter allein sein muss und mich vom Internet und Tinder abhängig machen muss.
Das alles hindert mich dennoch nicht daran, allerhöchstens bei den 500 Must-haves eine Null wegzustreichen, weil: Ich finde es ja schon verzweifelt genug, Singlebörsen zu verwenden, warum wollen wir dann nicht wenigstens ein klein wenig unserer noch vorhandenen Würde behalten und nicht emotional eskalieren? Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und auch kein würdefreier, also Bitte! Reiß dich zusammen, Horst!
Wer gerne Tipps oder Unterhaltung haben möchte oder Input zum Thema „Single sein“: Hier geht’s lang…..
Valentinstag und Single
Darf ich als Single glücklich sein?
Verwunderte Grüße,
Eure Nicole
Text und Idee: Nicole Inez
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Wie immer 👏👏👏! Horst7 schickt einem übrigens wahrhaftig das Nacktfoto von seinem bestem Stück – ungefragt und voller Stolz!😄 Halte es nie länger als ne Woche auf solchen Portalen auf, dann kommt mir jedes Mal auf’s Neue die Erkenntnis, dass mir meine Zeit zu kostbar ist! Liebe Grüße Sandra
Danke dir, liebe Sandra! 🙂
Oh Gott, zum Glück ist mir das bisher erspart geblieben 😉 Aber ja, ich kann dich gut verstehen: Ich mach immer ein paar Monate Pause, weil ich da den Schock vom letzten Mal schon überwunden habe, melde mich aber dann wieder an… Usw.
LG Nicole
ha , wenn ich das richtig verstehe habe ich in den 20 Jahren ( zugegeben , anfangs war es nicht ganz unproblematisch) als Single nichts verpasst … die Vollhorste scheinen immer noch die gleichen zu sein ….:-)
Das hast du richtig verstanden, ja 😀 Habe ich auch richtig verstanden, dass du seit 20 Jahren single bist?
hast du ….. 🙂
Ich liebe es, wie Du schreibst… Toll….
Vielen Dank, das freut mich wirklich sehr! 🙂